Ein „virtueller botanischer Garten“ für Großrinderfeld

Ein botanischer Garten in einem Dorf? Geht das? Normalerweise gibt es botanische Gärten nur in Großstädten. Ja, aber so etwas geht auch auf dem Dorf, meinen wir beim NABU Großrinderfeld. Allerdings muss man ein wenig kreativ sein. Unser botanischer Garten ist „virtuell“ und nutzt viel bereits Vorhandenes. Was genau steht hinter dieser Idee?

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Das Konzept

Der Garten ist gleich in zweierlei Hinsicht virtuell:

  • als Online-Präsentation, die jederzeit abrufbar ist
  • als „realer Garten“, der sich aber über das gesamte Gemeindegebiet verteilt und als Summe seiner Einzelstücke ein, dann virtuelles, „Ganzes“ bietet.

Der Begriff „botanischer Garten“ wird dabei weit ausgelegt: die Botanik ist Leitthema, das aber zu vielfältigen weiteren Themen überleitet, insbesondere zu Fauna, Geologie und Wetter aber auch zur Kulturlandschaft (Landwirtschaft, Kulturdenkmale, …). Im Ziel soll eine Gesamtverständnis für Ökologie und Ökonomie der Region gefördert werden. Der virtuelle botanischer Garten erstreckt sich idealerweise auf alle vier Ortschaften der Gemeinde.

Der NABU als initialer Projektträger versteht sich als Ideengeber, Koordinator und Motivator insbesondere auch für die Gewinnung weiterer Mitmacher, die künftig nachhaltig und gemeinsam das Projekt fördern. Damit soll insbesondere auch die Vernetzung aller an der Gestaltung unserer Lebenswelt Beteiligten verbessert werden. Erste Projektpartner sind bereits gefunden.

Realisierung

Das Projekt wird durch den NABU initiiert, lebt aber von Kooperationspartnern. Das sind insbesondere die Gemeinde, aber auch andere „naturnahe Vereine“ (z.B. Gartenbauvereine) sowie idealerweise Landwirtschaft, Jägerschaft und der Heimat- und Kulturverein.

Für den realen Teil werden sowohl bereits bestehende Grundstücke mit Bepflanzung verwendet als auch neu anzulegende Bepflanzung. Dabei werden idealerweise auch Ideen aus dem Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ mit aufgegriffen und fortgeführt. Ganz konkret ist die Bepflanzung gemeindlicher Kleingrundstücke mit einer Auswahl interessanter Pflanzen geplant. Jedes Grundstück (bestehend und neu) ist ein „Exponat“.

In der Online-Präsentation werden die einzelnen Exponate mit Ihrer Pflanzenauswahl beschrieben. Darüber hinaus werden auch weitergehende Informationen (z.B. zur Fauna) angeboten. Die Beschreibung erfolgt multimedial. Sie kann und soll auch in Form von Verlinkungen zu Webseiten anderer Teilnehmden erfolgen. So wird der gemeindliche Zusammenhalt auch online sichtbar. Außerdem gestattet das allen Mitmachern, Informationen zu ihren Exponaten auch eigenverantwortlich zu pflegen (sofern gewünscht).

Zur Aktivierung der Bevölkerung und Bekanntmachung ist hier auch ein, ggf. dauerhafter, „Fotowettbewerb“ angedacht. Alle Standorte werden auf eine Online-Karte eingetragen.

Das virtuelle Gesamtwerk wird durch gezielte Rundgänge und entsprechende Beschilderung gebildet. Die Rundgänge werden online veröffentlicht, können aber auch auf Papier gedruckt oder auf Hinweistafeln abgebildet werden. Die einzelnen Exponate werden mit QR-Codes versehen. Scannt man diesen, gelangt man zur Online-Präsentation, findet dort die erweiterten Informationen und kann hier auch in einen entsprechenden Rundgang „einsteigen“.  Je nach Bedeutung des Exponats können darüber hinaus auf einer größeren Tafel auch „vor Ort“ wichtige Informationen angeboten werden. Die Integration bestehender Info-Tafeln, soweit gewünscht, kann durch Anbringung eines zusätzlichen QR-Codes an die bestehende Tafel erfolgen.

Ein in der „realen Welt“ begonnener Rundgang kann auch online fortgesetzt werden. Mehr noch: jeder „Besucher“ wird auch zum „Mitgestalter“ – z.B. durch Einsendung von Fotos, Videos, neuen Informationen oder Fragen.

Angedacht sind auch gelegentliche Führungen durch den realen Teil, aufgeteilt nach Zielgruppen (z.B. Kinder bei NAJU oder Erwachsene). Idealerweise werden auch andere Akteure Führungen anbieten.

Web-Inhalte

Wir verwenden Inhalte, die von den Teilnehmenden selbst erstellt werden. Neben Fotos und Texten sind auch Videos und Tonaufnahmen geplant. Damit möchten wir auch ungewöhnliches darstellen und Interesse wecken. Beispielsweise wie mit diesem Video hier, dass Pflanzenwachstum im Zeitraffer zeigt (und nebenher auch das Wettergeschehen).

Auch Beobachtungsergebnisse und Grafiken sollen dem Verständnis der Zusammenhänge in der Natur dienen. Also Beispiel hier die Pegelmessungen des Biotop „Himmelsteich“.

Der Pegel des Biotops „Himmelsteich“ wird überwacht. Im Zusammenhang mit der Witterung kann man hier über mehrere Jahre sicherlich interessante Erkenntnisse gewinnen. (Grafik: Rainer Gerhards)

Alleinstellungsmerkmal des Projekts

Beschilderungen und QR Codes sowie Online-Beschreibungen und virtuelle Rundgänge gibt es sicherlich in großer Zahl. Ein Konzept der virtuellen Verbindung dieser Komponenten ist unseres Wissens nach aber im Main-Tauber Kreis bisher nicht vorhanden. Wir vermuten sogar, dass es Bundesweit keine solche Initiative gibt – zumindest bei Gemeinden der Größenordnung von Großrinderfeld.

Kosten

  • Webseitenbetrieb
  • geschätzt Beschilderung, klein (nur QR-Code + wenig Schrift), ca. 100 Schilder á 25€
    gesamt 2.500€
  • geschätzt Beschilderung, groß (mit Zusatzinfos), ca. 15 Schilder á 450€
    gesamt 6.750€
  • Neupflanzungen, grob geschätzt
    gesamt 3.750€

Insgesamt also eine Summe um 13.000€. Alle Arbeiten werden von den teilnehmenden Akteuren ehrenamtlich erbraucht. Die Sachkosten können entsprechend des Umsetzungsgrades variieren – sowohl Anpassungen nach unten als auch nach oben sind möglich.

Wirkung des Projekts

Das Projekt verbindet virtuellen und realen Raum und schafft daraus etwas Neues und Dauerhaftes, so bisher nicht Dagewesenes.

Es fördert Digitalisierung als Alltagswerkzeug und integralen Bestandteil des Lebens.

Es bietet Menschen mit unterschiedlichen Interessen viele Mitmach-Möglichkeiten. Viele davon niederschwellig. So wird das „Lebensfeld Gemeinde“ zum nachhaltigen Mitmach-Raum für Jung und Alt. Der Einstieg ins Ehrenamt kann dadurch leichter fallen. Möglich sind dabei auch rein technische „Arbeitsgruppen“, wie z.B. ein Team, das sich aktiv mit der Pflege der Online-Inhalte befasst. Hierzu, wie auch zu bsp. Natur-Fachthemen, können ehrenamtlich organisierte Schulungen angeboten werden.

Das Konzept, wie auch das technische System, kann leicht auf andere Kommunen und Regionen übertragen werden. Ggf. können digitale Systemteile als Open Source Software zur Verfügung gestellt werden. Das Konzept wirkt auch innerhalb der Gemeinde integrierend – es lebt von möglichst vielen, heterogenen Akteuren und lädt alle Gruppen zur Teilnahme ein. Dabei muss kein Teilnehmer seine Eigenständigkeit aufgeben – gerade das wird von der Digitalisierung ermöglicht.

Der „virtuelle botanische Garten“ könnte auch in das übergeordnete Konzept der Tourismusförderung des Main-Tauber Kreises eingebunden werden.

Unsere Idee ist, sowohl von der konkreten Ausführung als auch von den angestrebten Zielen, auf Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit ausgerichtet, in verschiedensten Ausbaustufen realisierbar und bietet selbst in der kleinesten Stufe große Effekte. Eine solche erste Stufe ist beim NABU bereits angedacht und wird sicher bis Ende 2023 realisiert werden. Das Projekt ist dauerhaft angelegt, idealerweise über Generationen hinweg.

Der NABU erfüllt mit dem Projekt erfüllt den in §2 der Satzung der Ortsgruppe Großrinderfeld festgelegten Vereinszweck des „umfassende[n] Schutz der Natur und der Umwelt.“, insbesondere §2 (2) Buchstabe e): „öffentliches Vertreten und Verbreitung der Ziele des Natur- und Umweltschutzes, z. B. durch Errichtung und Unterhaltung von Natur- und Umweltzentren und von Naturschutzstiftungen, durch Publikationen und Veranstaltungen“.

Projektpartner

Hier sind die aktuellen Zusagen aufgeführt. Wir suchen aktiv nach weiteren Partnern und sind mit vielen in Gespräch. Die Liste ist alphabetisch geordnet. Wer Interesse hat, soll sich auch sehr gerne direkt an uns wenden!

  • Adiscon GmbH (Softwarehaus)
  • Gemeinde Großrinderfeld
  • Gerhard Banzer (Landwirtschaft)
  • Heimat- und Kulturverein Großrinderfeld
  • Hubert und Thomas Schlusche (Jägerschaft)
  • Obst- und Gartenbauverein Großrinderfeld
  • Obst- und Gartenbauverein Gerchsheim
  • Ralf Schieß (regenerative Landwirtschaft)
  • Sebastian Klötzl (Bio-Landwirtschaft)
  • Christian Endres (Landwirtschaft, Endres Ei)

Presseveröffentlichungen

Mittlerweile hat die Presse dankenswerterweise über „unseren botanischen Garten“ berichtet. Hier die entsprechenden Links:


Stand: 20.10.2022
Projektinitiator: NABU Großrinderfeld
Ansprechpartner: Rainer Gerhards, rgerhards@adiscon.com, 09349/9298533

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